
WAZ Artikel 07.06.2019

Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services
Gladbeck. Der Städtische Musikverein Gladbeck bringt Carl Orffs „Carmina Burana“ in die Stadthalle. Mit von der Partie sind Solisten und Orchester.
Warum leise Töne anschlagen, wenn es auch pompös sein kann? Erst recht für den Fall, dass der Anlass für ein Konzert voller Stimmgewalt und bildmächtiger Klänge ein Hundertster ist – nämlich das Jubiläum der Stadt Gladbeck. Ein mitreißendes Werk, Carl Orffs „Carmina Burana“, in einer imposanten Besetzung – das präsentiert der Städtische Musikverein Gladbeck seinem Publikum am Sonntag, 23. Juni, in der Mathias-Jakobs-Stadthalle. Beginn: 19 Uhr.
Selbst Musik-Muffeln klingt das wohl berühmteste Lied des Werks – „O Fortuna“ – in den Ohren, wurde es doch unter anderem als Filmsound eingesetzt. Gitta Werring, Vorsitzende des Städtischen Musikvereins, meint: „Es kann von Nachteil sein, ein populäres Stück aufzuführen, weil es jeder kennt.“ Denn dann fielen Schnitzer schnell auf.
Sprachlich eine Herausforderung
Und Orffs „Carmina Burana“ hat es in sich. „Von der stimmlichen Spannbreite her ist das Werk schon anspruchsvoll“, sagt Friedel Sonntag, der zweite Vorsitzende. Nicht zu vergessen die Achtstimmigkeit und die sprachlichen Schwierigkeiten der „Beurer Lieder“, wie die Anthologie aus dem 11. und 12. Jahrhundert zu Deutsch heißen: Texte in Mittellatein und Mittelhochdeutsch. Sonntag geht mit Gitta Werring d’accord, wenn er den Inhalt charakterisiert. Beide finden: Die Lieder handeln von den Facetten des Lebens, Glück und Unglück, Liebe und Wollust, Freude und Tod. „Alles was wir kennen, spiegelt sich wider, man kann sich gut in die Lieder hineinversetzen“, findet die Vorsitzende. Denn: „Die Themen haben sich in all den Jahrhunderten nicht verändert!“
Wohl aber die Aufführungspraxis. Was ursprünglich mittelalterliche Autoren dichteten, bringen die Mitwirkenden unter der Gesamtleitung von Zdenko Sojčić, dem künstlerischen Kopf des Musikvereins Gladbeck, im Orff’schen Werk wuchtig auf die Bühne. Und wie es dieser enormen Ausdruckskraft gebührt, übernehmen mehr als 100 Beteiligte den Gesangspart – großzügig nach dem Motto für diesen Beitrag zum Gladbecker Stadtjubiläum „100 Jahre – 100 Stimmen“. Jeweils 55 Mitglieder des Musikvereins und des Madrigal Chors Bocholt bekommen Verstärkung durch 25 Projekt-Teilnehmer aus Bottrop und Gladbeck plus knapp 30 Unterstufen- und Mittelstufenschüler des Ratsgymnasiums.
Der Karten-Vorverkauf läuft „Wir haben schon 310 Karten über Mitglieder verkauft“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Friedel Sonntag. Jetzt könnten im Vorverkauf nur über die Kasse in der Mathias-Jakobs-Stadthalle, Friedrichstraße 53, Tickets erworben werden. Öffnungszeiten: montags bis donnerstags, 10 bis 13 Uhr
Ob an der Abendkasse noch Karten erhältlich sein werden, ist fraglich. Sonntag: „Das Konzert wird letzten Endes wohl ausverkauft sein.“
Der Eintritt kostet 15,90 Euro, ermäßigt 8,50 Euro (inklusive Gebühren).
Klavier und Schlagwerk sind doppelt besetzt
Es musiziert das Sinfonieorchester Ruhr. Sopranistin Nadja Wuchtinger wirkte bereits einmal in Orffs „Carmina Burana“ mit – im Konzerthaus Dortmund. Zu hören sind an ihrer Seite der litauische Tenor Ilja Aksionov und Bariton Stefan Hagedorn. Rainer Maria Klaas, Leiter des Madrigal Chors, und seine Frau Jung-Hoon spielen an zwei Klavieren. Auch das Schlagwerk ist doppelt besetzt. Zu erwarten ist also ein unvergessliches Klang-Erlebnis. Werring betont: „Ohne die finanzielle Unterstützung von Stadt, Sparkasse und Ele wäre diese Aufführung für uns unmöglich.“

Der Städtische Musikverein Gladbeck hat ein breites Repertoire. So hat er unter anderem mit dem Sinfonieorchester Ruhr und der Kantorei der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Norderney Johann Sebastian Bachs Kantaten des Weihnachtsoratoriums aufgeführt. Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services
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Carmina Burana
100 Jahre – 100 Stimmen
Anlässlich des 100 Stadtjubiläums präsentiert der Städtische Musikverein Gladbeck am 23. Juni 2019 um 19 Uhr in der Mathias-Jacobs-Stadthalle ein ganz besonderes Konzert unter der Gesamtleitung von Zdenko Sojčić. Carmina Burana, ein Welthit der Chormusik, mitreißend und gewaltig, in der Fassung mit 2 Klavieren die Carl Orff 1935 komponierte. Ein einmaliges Konzerterlebnis für alle Klassikliebhaber.
Carl Orff hat die Sprache der dreiteiligen Kantate, uraufgeführt am 8. Juni 1937 in Frankfurt am Main, kongenial transponiert; wenn auch seine musikalische Fantasie in diesem Werk tonal gebunden ist, so stößt sie doch vor in viele gesangliche und instrumentale Kühnheiten. Darüber hinaus ist die Carmina Burana der Inbegriff seines Kompositionsstils, geprägt durch die Betonung des Rhythmischen.
Die 1803 in Benediktbeuren entdeckte mittelalterliche Liedersammlung „Carmina Burana“ in Scholarenlatein und kernigem Mittelhochdeutsch, umfasst eine weite Spanne weltlicher Themen: die Wechselhaftigkeit von Glück und Wohlstand, die Flüchtigkeit des Lebens, die Freude über die Rückkehr des Frühlings sowie die Genüsse und Gefahren von Trinken, Völlerei, Glücksspiel und Wollust und immer wieder die Kernpunkte mittelalterlichen Denkens verkörpern: Die Vergänglichkeit alles Irdischen und die Unbeständigkeit des Glücks. Eingerahmt wird das Werk von einem mächtigen Chor zu Ehren der Göttin Fortuna, die das Schicksal der Menschen bestimmen soll.
Für die Aufführung steht ein exzellentes Solistentrio zur Verfügung:
Nadja Wuchinger – Sopran, studierte an der Folkwang Universität der Künste Essen, wo sie ein Exzellenzstipendium erhielt und2011 den Master of Arts mit Auszeichnung abschloss. Im Jahr 2011 wurde sie Mitglied der Kammeroper Köln. Neben dem Opernrepertoire widmet sich Nadja Wuchinger einer umfassenden Konzerttätigkeit mit zahlreichen Darbietungen im kirchenmusikalischen Bereich, Liederabenden und solistischen Auftritten u. a. Orffs Carmina Burana im Konzerthaus Dortmund sowie Bachs h-Moll-Messe im Salzlager auf Zeche Zollverein.Die mehrfache Preisträgerin wurde mit dem Humperdinck-Sonderpreis des Liedwettbewerbs Cantando-parlando in Köln ausgezeichnet und ist Gründungsmitglied des 2013 entstandenen Barockensembles „Afflato“.
Ilja Aksionov – Tenor. Der litauische Tenor Ilja Aksionov (geb. 1996) hat bereits als Knabensopran Erfahrung auf Konzert- und Opernbühnen gesammelt, wo er als Prinz in „The Little Prince” von Rachel Portman und als Solist in dem Musiktheaterstück „MASS“ von Leonard Bernstein zu hören war. Später folgten Gesangstudien in der Klasse des namhaften litauischen Tenors Virgilijus Noreika an der Litauischen Musik- und Theaterakademie in Vilnius. Während dieser Zeit gewann er den ersten Preis beim internationalen Wettbewerb „Kaunas sonorum” in 2015, und zusammen mit seinem Pianisten Gustas Raudonius den zweiten Preis beim „Citta di Barletta” Wettbewerb in Italien. Seit Oktober 2017 studiert Ilja Aksionov an der Robert SchumannHochschule Düsseldorf in der Klasse von Prof. Konrad Jarnot. Er nahm schon an Opernprojekten der Hochschule teil, darunter „La Cenerentola” von Rossini und „Die Opernprobe” von Lortzing. Außerdem ist er als Oratorien- und Kantatensolist tätig.
Stefan Hagendorn – Bariton studierte in Frankfurt und debütierte beim Theater der Stadt Bielefeld. Anschließend trat er mit der Kammeroper im Schloss Rheinsberg, am Staatstheater Braunschweig und beim Festival Rossini in Wildbad auf.
Der stimmgewaltige Chor, (154 Sängerinnen und Sänger) bestehend aus demUnter- und Mittelstufenchor des Städtischen Ratsgymnasiums der Stadt Gladbeck, dem Madrigal Chor der Stadt Bocholt sowie dem Städtischen Musikvereins Gladbeck e.V..Zum üppigen Orchesterklang des Sinfonieorchester Ruhr gesellen sich nicht nur zwei Klaviere (Rainer Maria Klaas und Jung-Hoon Klaas), sondern auch Celeste und vor allem ein bemerkenswert großes Schlagwerk, wodurch ein mitreißender Klang erzeugt wird. Das Zusammenwirken von Orchester, Chor und Solisten spiegelt den unverwechselbaren Stil Carl Orffs in vollem Umfang wieder und lässt die Geschichte auf der Bühne aufleben.
Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Die Eintrittskarten zum Preis von 15,90€ (ermäßigt 8,50€) sind an der Stadthallenkasse, Mo.-Do. 10-13 Uhr , unter www.westticket.de undwww.eventim.de sowie an der Abendkasse erhältlich.