Rund um den Auftritt 2012
Musikverein singt Rossini-Rarität | derwesten.de vom 07.11.2012
- Foto: Heinrich Jung
Seit Monaten üben die beteiligten Akteure intensiv; am Sonntag, 11. November, ist nun die mit Spannung und großer Vorfreude erwartete Aufführung um 18 Uhr in der Stadthalle:
Der Städtische Musikverein sowie Mitglieder des MGV Eintracht 1880 Buschhausen-Oberhausen präsentieren unter Leitung von Dirigent Zdenko Sojcic Rossinis „Kleine feierliche Messe“. Als Solisten sind dabei: Rosemarie Weissgerber (Sopran), Professorin Mechthild Georg (Alt) sowie Jeongki Cho von der Kölner Oper für die Tenorpartien und Manfred Bühl (Bass).
Die orchestrale Begleitung besorgt das Collegium Musicum Rhein-Ruhr Duisburg.
Ein Blick in die Musikgeschichte: 1824 übernahm Gioacchino Rossini (1792 – 1868) die Leitung des Théatre Italien in Paris, aber nach durchschlagendem Erfolg des „Wilhelm Tell“ zog es der erst 37-Jährige vor, auszusteigen und nicht mehr für die Bühne zu schreiben. Er kehrte nach Italien zurück, „ausgelaugt und depressiv“ wie sein Vater berichtete, zog aber im Jahr 1855 wieder nach Paris und begann zu komponieren: mehr als 150 Werke wurden es.
Wohl klingende „Alterssünden“
Rossini nannte sie selbst „Alterssünden“. Das wohl wichtigste dieser Werke ist nun in Gladbeck in der Stadthalle am Sonntag zu hören: Die „Petite Messe Solennelle“ aus dem Jahr 1863 ist eine „kleine“ Messe mit einer Partitur von 200 Seiten und einer Aufführungsdauer von 80 Minuten. Rossini orchestrierte diese Fassung 1867 um und bearbeitete sie für Soli, Chor und großes Orchester. Diese Fassung wurde erst nach seinem Tod 1869 im Théatre Italien aufgeführt.
Wenn Opernkomponisten geistliche Werke schreiben, ernten sie häufig den Vorwurf, zu opernhaft zu komponieren. Und tatsächlich hat Rossini in der Messe Teile entworfen, die so oder so ähnlich auch in seinen Opernwerken zu finden sind – Sätze mit einer dramatischen Bühnenwirksamkeit. In anderen Teilen des Werkes spürt der Zuhörer dagegen untheatralische, echte Religiösität. Ausgefeilte Chromatik, harmonische Kühnheiten und eine Überfülle schöner Melodien zeichnen das Werk zudem aus.
Ein großer Erfolg | derwesten.de vom 12.11.2012

Je oller, je doller, weiß der Volksmund. Und das sah auch Gioacchino Rossini so, der seine späten Kompositionen, entstanden, nachdem er dem künstlerischen Schaffen eigentlich abgeschworen hatte, als „Alterssünden“ bezeichnete. Eine dieser Alterssünden, die „Petite Messe Solennelle“, brachte der Städtische Musikverein am Sonntag zur Aufführung.
Lange hatten die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Zdenko Sojcic dafür geprobt, lange war dieser musikalische Höhepunkt von den Gladbeckern erwartet worden. Und so verwunderte es nicht, dass die Stadthalle beinahe ausverkauft war. Begleitet wurde der Chor vom „Collegium Musicum Rhein-Ruhr“ und vier Gesangssolisten.
Schnell wurde am Sonntag deutlich: Die allesamt passionierten aber nicht professionellen Sänger leisteten Außerordentliches. Sie eröffneten den Abend mit dem „Kyrie, eleison“, ein sehr konzertanter Beginn, dargeboten mit Ausdruck und Gefühl. Schon hier war zu sehen, die Kommunikation zwischen Sängern und künstlerischem Leiter stimmt. Die stimmgewaltigen Akteure waren sicher genug, die Augen vom Blatt abzuwenden und auf Zdenko Sojcic zu richten, der seinerseits mit kleinen Gesten Anweisungen gab und die Akteure souverän durch dieses anspruchsvolle Konzert führte.
Großartige Leistung des Chores
Das setzte sich mit dem „Gloria in excelsis Deo“ fort, bei welchem der Chor einen kraftvollen und energischen Auftakt bot, pointiert und deutlich im Gesang. Dann waren erstmals die Solisten den Abends zu hören, die im Verlauf auch einzeln ihr Können unter Beweis stellten. Herausragend etwa war das „Domine Deus, Rex coelestis“, ein Solo für den Tenor Jeongki Cho. Auf einen klanggewaltigen instrumentalen Auftakt folgte hier ein Solo, begleitet von zarter Musik, das deutliche Einflüsse von Rossinis Opernschaffen aufwies. Das Solo war ein Stück weit Arie mit italienischem Charme. Und genau das verstärkte noch die Strahlkraft.
Für die massiven und mitreißenden Momente aber sorgte immer wieder das Zusammenspiel aller und dir wirklich großartige Leistung des Chores, wie etwa beim „Cum sancto spiritu“, bei welchem die Sänger ein paar Takte ohne Instrumentalbegleitung zu hören waren. Und spätestens hier, als nur der Klang der Stimmen im Saal wirkte, waren die zahlreichen Gäste begeistert. Zumal der Chor mit der folgenden Chorfuge, wirklich anspruchsvoll und doch souverän gemeistert, noch eins drauf setzte. Verständlich, dass die Gäste sich am Ende vor Begeisterung kaum zu lassen wusste.
„Lass zu, dass ich in den Himmel komme“
Rossini selbst wusste um die Besonderheit seiner Messe, wandte sich nicht nur musikalisch an Gott, sondern formulierte auch den Nachsatz: „Lass zu, dass ich in den Himmel komme“ – quasi ein Aufnahmeersuchen für das Paradies.
Nach solch’ eindrücklichem Musikerlebnis waren die Gäste aber sicher: Dem Komponisten dieses Werkes haben alle Himmelstore offen gestanden.
Autorin: Kira Schmidt, WAZ Gladbeck
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Ein großer Erfolg
Je oller, je doller, weiß der Volksmund. Und das sah auch Gioacchino Rossini so, der seine späten Kompositionen, entstanden, nachdem er dem künstlerischen Schaffen eigentlich abgeschworen hatte, als „Alterssünden“ bezeichnete. Eine dieser Alterssünden, die „Petite Messe Solennelle“, brachte der Städtische Musikverein am Sonntag zur Aufführung.
Lange hatten die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Zdenko Sojcic dafür geprobt, lange war dieser musikalische Höhepunkt von den Gladbeckern erwartet worden. Und so verwunderte es nicht, dass die Stadthalle beinahe ausverkauft war. Begleitet wurde der Chor vom „Collegium Musicum Rhein-Ruhr“ und vier Gesangssolisten.
Schnell wurde am Sonntag deutlich: Die allesamt passionierten aber nicht professionellen Sänger leisteten Außerordentliches. Sie eröffneten den Abend mit dem „Kyrie, eleison“, ein sehr konzertanter Beginn, dargeboten mit Ausdruck und Gefühl. Schon hier war zu sehen, die Kommunikation zwischen Sängern und künstlerischem Leiter stimmt. Die stimmgewaltigen Akteure waren sicher genug, die Augen vom Blatt abzuwenden und auf Zdenko Sojcic zu richten, der seinerseits mit kleinen Gesten Anweisungen gab und die Akteure souverän durch dieses anspruchsvolle Konzert führte.
Großartige Leistung des Chores
Das setzte sich mit dem „Gloria in excelsis Deo“ fort, bei welchem der Chor einen kraftvollen und energischen Auftakt bot, pointiert und deutlich im Gesang. Dann waren erstmals die Solisten den Abends zu hören, die im Verlauf auch einzeln ihr Können unter Beweis stellten. Herausragend etwa war das „Domine Deus, Rex coelestis“, ein Solo für den Tenor Jeongki Cho. Auf einen klanggewaltigen instrumentalen Auftakt folgte hier ein Solo, begleitet von zarter Musik, das deutliche Einflüsse von Rossinis Opernschaffen aufwies. Das Solo war ein Stück weit Arie mit italienischem Charme. Und genau das verstärkte noch die Strahlkraft.
Für die massiven und mitreißenden Momente aber sorgte immer wieder das Zusammenspiel aller und dir wirklich großartige Leistung des Chores, wie etwa beim „Cum sancto spiritu“, bei welchem die Sänger ein paar Takte ohne Instrumentalbegleitung zu hören waren. Und spätestens hier, als nur der Klang der Stimmen im Saal wirkte, waren die zahlreichen Gäste begeistert. Zumal der Chor mit der folgenden Chorfuge, wirklich anspruchsvoll und doch souverän gemeistert, noch eins drauf setzte. Verständlich, dass die Gäste sich am Ende vor Begeisterung kaum zu lassen wusste.
„Lass zu, dass ich in den Himmel komme“
Rossini selbst wusste um die Besonderheit seiner Messe, wandte sich nicht nur musikalisch an Gott, sondern formulierte auch den Nachsatz: „Lass zu, dass ich in den Himmel komme“ – quasi ein Aufnahmeersuchen für das Paradies.
Nach solch’ eindrücklichem Musikerlebnis waren die Gäste aber sicher: Dem Komponisten dieses Werkes haben alle Himmelstore offen gestanden.
Quelle: WAZ Gladbeck – Kira Schmidt
Musikverein singt Rossini-Rarität | derwesten.de vom 07.11.2012

Vor dem großen Auftritt wird seit Monaten intensiv geprobt. Foto: WAZ FotoPool
Der Städtische Musikverein sowie Mitglieder des MGV Eintracht 1880 Buschhausen-Oberhausen präsentieren unter Leitung von Dirigent Zdenko Sojcic Rossinis „Kleine feierliche Messe“. Als Solisten sind dabei: Rosemarie Weissgerber (Sopran), Professorin Mechthild Georg (Alt) sowie Jeongki Cho von der Kölner Oper für die Tenorpartien und Manfred Bühl (Bass).
Die orchestrale Begleitung besorgt das Collegium Musicum Rhein-Ruhr Duisburg.
Ein Blick in die Musikgeschichte: 1824 übernahm Gioacchino Rossini (1792 – 1868) die Leitung des Théatre Italien in Paris, aber nach durchschlagendem Erfolg des „Wilhelm Tell“ zog es der erst 37-Jährige vor, auszusteigen und nicht mehr für die Bühne zu schreiben. Er kehrte nach Italien zurück, „ausgelaugt und depressiv“ wie sein Vater berichtete, zog aber im Jahr 1855 wieder nach Paris und begann zu komponieren: mehr als 150 Werke wurden es.
Wohl klingende „Alterssünden“
Rossini nannte sie selbst „Alterssünden“. Das wohl wichtigste dieser Werke ist nun in Gladbeck in der Stadthalle am Sonntag zu hören: Die „Petite Messe Solennelle“ aus dem Jahr 1863 ist eine „kleine“ Messe mit einer Partitur von 200 Seiten und einer Aufführungsdauer von 80 Minuten. Rossini orchestrierte diese Fassung 1867 um und bearbeitete sie für Soli, Chor und großes Orchester. Diese Fassung wurde erst nach seinem Tod 1869 im Théatre Italien aufgeführt.
Wenn Opernkomponisten geistliche Werke schreiben, ernten sie häufig den Vorwurf, zu opernhaft zu komponieren. Und tatsächlich hat Rossini in der Messe Teile entworfen, die so oder so ähnlich auch in seinen Opernwerken zu finden sind – Sätze mit einer dramatischen Bühnenwirksamkeit. In anderen Teilen des Werkes spürt der Zuhörer dagegen untheatralische, echte Religiösität. Ausgefeilte Chromatik, harmonische Kühnheiten und eine Überfülle schöner Melodien zeichnen das Werk zudem aus.
Karten zum Preis von 13 Euro (plus Gebühren) sind noch an der Stadthallenkasse (Tel. 99 26 82) erhältlich.
Mehr Aktuelles
Musikverein singt Rossini-Rarität
Seit Monaten üben die beteiligten Akteure intensiv; am Sonntag, 11. November, ist nun die mit Spannung und großer Vorfreude erwartete Aufführung um 18 Uhr in der Stadthalle.
Der Städtische Musikverein sowie Mitglieder des MGV Eintracht 1880 Buschhausen-Oberhausen präsentieren unter Leitung von Dirigent Zdenko Sojcic Rossinis „Kleine feierliche Messe“. Als Solisten sind dabei: Rosemarie Weissgerber (Sopran), Professorin Mechthild Georg (Alt) sowie Jeongki Cho von der Kölner Oper für die Tenorpartien und Manfred Bühl (Bass).
Die orchestrale Begleitung besorgt das Collegium Musicum Rhein-Ruhr Duisburg.
Ein Blick in die Musikgeschichte: 1824 übernahm Gioacchino Rossini (1792 – 1868) die Leitung des Théatre Italien in Paris, aber nach durchschlagendem Erfolg des „Wilhelm Tell“ zog es der erst 37-Jährige vor, auszusteigen und nicht mehr für die Bühne zu schreiben. Er kehrte nach Italien zurück, „ausgelaugt und depressiv“ wie sein Vater berichtete, zog aber im Jahr 1855 wieder nach Paris und begann zu komponieren: mehr als 150 Werke wurden es.
Wohl klingende „Alterssünden“
Rossini nannte sie selbst „Alterssünden“. Das wohl wichtigste dieser Werke ist nun in Gladbeck in der Stadthalle am Sonntag zu hören: Die „Petite Messe Solennelle“ aus dem Jahr 1863 ist eine „kleine“ Messe mit einer Partitur von 200 Seiten und einer Aufführungsdauer von 80 Minuten. Rossini orchestrierte diese Fassung 1867 um und bearbeitete sie für Soli, Chor und großes Orchester. Diese Fassung wurde erst nach seinem Tod 1869 im Théatre Italien aufgeführt.
Wenn Opernkomponisten geistliche Werke schreiben, ernten sie häufig den Vorwurf, zu opernhaft zu komponieren. Und tatsächlich hat Rossini in der Messe Teile entworfen, die so oder so ähnlich auch in seinen Opernwerken zu finden sind – Sätze mit einer dramatischen Bühnenwirksamkeit. In anderen Teilen des Werkes spürt der Zuhörer dagegen untheatralische, echte Religiösität. Ausgefeilte Chromatik, harmonische Kühnheiten und eine Überfülle schöner Melodien zeichnen das Werk zudem aus.
Karten zum Preis von 13 Euro (plus Gebühren) sind noch an der Stadthallenkasse (Tel. 99 26 82) erhältlich.
Quelle: WAZ Gladbeck