Es war ein wahrhaft festlicher Anlass für die Aufführung der „Hora Novissima“ von Horatio William Parker am Sonntag in der Stadthalle: Der Städtische Musikverein Gladbeck feierte hiermit musikalisch sein 90-jähriges Bestehen.
Der prominenteste Gratulant war Bürgermeister Ulrich Roland, ein erklärter Freund des Vereins. „Es heißt, im Wesen der Musik liegt es, Freude zu machen. Sie, die Mitglieder des Musikvereins, haben diesen Satz 90 Jahre lang intensiv gelebt. Sie haben auch dazu beigetragen, dass Gladbeck in diesem Jahr Teil der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 war und ist.“
Nach diesem Ritterschlag durch den Bürgermeister zeichnete sich der Chor selbst aus. Und zwar durch eine echte musikalische Meisterleistung. Denn „Hora Novissima“ ist musikalisch wie inhaltlich anspruchsvoll.
Drama und Hoffnung
Parkers Werk basiert auf dem 3000-Verse-Werk „Von der Verachtung der Welt“ des Dichters Bernard de Morlaix. Allerdings beschreibt die Auswahl der vertonten Verse nur das Jüngste Gericht und das folgende Reich Gottes. Ein Oratorium zwischen Drama und Hoffnung, zwischen Tod und ewigem Leben hatte sich der Städtische Musikverein Gladbeck somit ausgewählt.
Und all dies spiegelte sich schon in der Einführung wieder. Hier brillierte zunächst das Gastorchester, das Folkwang Kammerorchester Essen, mit der Interpretation des Themas, dessen Sprache auch für musikalischen Laien verständlich ist. Dramatische Streicher und Bläser kennzeichnen, begleitet von Paukenschlägen, die Apokalypse, während dazwischen gemischte Harfenklänge vom bevorstehenden Paradies auf Erden künden. In diesem Moment setzt der Chor ein.
Ein gewaltiger Beginn
Ein gewaltiger Beginn, den die Sänger da auf die Bühne brachten. Ihr anfängliches „Hora Novissima“ war kraftvoll gesungen mit der Dramatik der Warnung vor der letzten Stunde. Berührend war die Verbindung von dramatischen Spitzen und hoffnungsvollen Aspekten, die beide stimmlich souverän dargestellt wurden.
Doch schnell wechselt die Stimmung im Oratorium. In der Folge erzählt die Komposition vom Reich Gottes, stimmt hoffnungsvoll. Eine musikalische Aufgabe, die die Solisten Sabine Schneider (Sopran), Uta Christina Georg (Alt), Louis Kim (Tenor) und Sebastian Klein (Bass) bravourös meisterten. Vor allem die Altistin begeisterte mit ihrer vollen und ausdrucksstarken Stimme das Publikum. Besonders waren die Momente, in denen die Solisten im Quartett, mal mit Chorbegleitung, mal ohne, vom Paradies kündeten.
Es war ein Konzert auf hohem Niveau, bei dem es nur einen Wermutstropfen gab: Während im Rahmen der Reden die Nachwuchsprobleme im aktiven Bereich angesprochen wurden, offenbarten sich im Saal die Nachwuchsprobleme bei den Liebhabern guter klassischer Musik. Viele Stühle waren am Sonntag nämlich leer geblieben.
derwesten.de – Kira Schmidt